Process
Text zur Konzept
Als der Roman „Kim Jiyoung, geboren 1982“ veröffentlicht wurde und zu einem der Katalysatoren für die #MeToo-Bewegung in Korea wurde, wurde der Roman wie ein Lackmustest verwendet, um „Feministinnen“ zu identifizieren, die in Korea in negativer Sprache verwendet werden. Berühmte weibliche Prominente erlitten böswillige Kommentare und Kritik von männlichen Fans, nachdem sie auf Instagram gepostet hatten, dass sie das Buch gelesen hatten, und nachdem es verfilmt worden war, litten sie unter verschiedenen Terroranschlägen, wie zum Beispiel der Stornierung von Reservierungen nach der Dreharbeiten zu einem Film. Nach der Veröffentlichung dieses Romans fanden in Korea neben der #MeToo-Bewegung auch Anti-Korsett- (eine Bewegung gegen Make-up und gezwungene Weibliche Schönheitsideale ) und Anti Frauenfeindlichkeitsproteste statt. Auch die Gegenreaktion wurde stärker.
Ich dachte, dass dieser Bühnenraum gleichzeitig privat und öffentlich sein sollte. In dem Buch springt Kim Jiyoung augenblicklich über Raum, Zeit und Charaktere. Das ist die Magie eines Romans, der sich ohne einen bestimmten zeitlichen Raum frei zusammenziehen, ausdehnen und springen kann, und in diesem Roman macht der Autor dies durch die Halluzination oder Besessenheit der Hauptfigur Kim Jiyoung möglich.
Kim Jiyoung unterdrückt in dem Stück den Wunsch zu sprechen. Wie die berühmte Geschichte von der Zähmung eines Elefanten rührt auch Kim Jiyoungs Gefühl der Hilflosigkeit von Erfahrungen her, die seit ihrer Kindheit andauern. Kim Jiyoung schluckt weiterhin, was sie sagen will. Kim Jiyoungs Hilflosigkeit steigert sich zu einer Depression. Das Roman ist eigentlich Bericht von ihr Arzt.
Die Geschichte der Behandlung von Hysterie durch Frauen hat ihre Wurzeln im Patriarchat und in der Frauenfeindlichkeit.
“Perceived hysteria was also the reason behind the gaslighting of women’s pain by physicians. From the misdiagnosis of endometriosis to shaming women who chose epidural during birth, the dismissal of women’s pain is deeply embedded in the cultural narrative. To ask for relief from pain is considered to be less of a ‘woman’ — the idealised silent, tolerant and submissive woman. Culture can’t be delinked from medicine. It has a powerful influence on medicine and science.”1
Die Schriftstellerin Charlotte Gilman wurde wegen einer postpartalen Depression ins Krankenhaus eingeliefert und erhielt vom Arzt Silas Weir Mitchell (1829-1914) eine „Ruhebehandlung“, erlitt einen Nervenzusammenbruch und drückte die Erfahrung in <Yellow Wallpaper> aus. (Die Behandlung bestand darin, sich 6–8 Wochen lang hinzulegen, ohne etwas zu tun und fettreiche Nahrung und Milch zu sich zu nehmen.) Die Behandlung, die Virginia Woolf (1882–1941) verschrieben wurde, war ebenfalls eine Entspannungsbehandlung.
Was Jiyoung wollte, war nicht die Liebe ihres Mannes oder Lob zu ihrer harten Arbeit. Was Jiyoung wollte, war eine grundlegende Veränderung der sozialen Struktur. Und es war eine Veränderung im Denken der Menschen.
Wenn dieser Raum ein Krankenhaus wäre, würde es offen zeigen, dass nur Jiyoung ein Patient war, die besonders anders als andere war. Es ist wichtiger als alles andere, mit dem Finger auf die Dinge zu zeigen, die Jiyoung krank gemacht haben. Die Gegenstände auf der Bühne unterdrücken Jiyoung, müssen aber gleichzeitig verspielt sein.
Einzelne Szenen im Roman wirken alleine größtenteils harmlos (wenn man sich als Koreaner_innen betrachtet), führen letztlich aber zum Zusammenbruch von Jiyoung. So wie Dominos. Es ist, als würde man in Stofftieren ertrinkt. Es sieht gut aus. Man kann es ertragen, und es scheint, dass man es schaffen kann. Aber man kann nicht. alles bricht zusammen.
Spielplatz ist die Raum, die Jiyoung hingehen muss, als Rolle einer Mutter, der sich Jiyoung nicht entziehen kann. Jiyoung wird wieder ein Kind und führt ihr Leben bis zu dem Punkt fort, an dem sie jetzt ist.
Jiyoungs Kopf ist ein Spielplatz, aus dem sie keinen Ausgang findet. Auf einem Spielplatz voller bedeutungsloser Gegenstände beginnt Jiyoung ihre Geschichte.
Die Piñata in der Mitte der Bühne hat mehrere Bedeutungen, beispielsweise eine Abrissbirne oder eine Gebärmutter. Wenn man mit einem Schläger auf diese Piñata schlagen, fallen 28 Pillen herunter. Der Körper einer Frau mit einer Gebärmutter ist untrennbar mit der Medizin verbunden. Für Frauen ist es schwierig, ohne Wärmflasche,Schmerztablette, Verhütungsmittel und Verhütungsmittel frei zu leben. Wegen dieser Gebärmutter leiden Frauen, werden zur Ware betrachtet, verdeckt gefilmt und Momchung(Sch-mama-rotzer) genannt. Allerdings wurde weder ein Medikament entwickelt, das Menstruationsbeschwerden vollständig stoppen und eine Verhütungsmethode, die für Frauen völlig sicher ist. Ich habe die notwendigen Werkzeuge und Mitteln für den Körper einer Frau mit Gebärmutter und Dinge, die Frauen symbolisieren, auf der Bühne arrangiert. Das Publikum muss sich in diesem spielzeugfarbenen Albtraum die Geschichte von Kim Ji-young anhören.
Mit der Idee, dass „die Gesellschaft Frauen (Jiyoung) immer wieder auslöscht“, habe ich „Kim Jiyoung, geboren 1982“ geschrieben und Spur der Auslöschung der Handschrift als Übertiteltafel entworfen.
Die Gesellschaft erzwingt die Fortpflanzung, nennt Frauen aber „Mamchung(Sch-mama-rotzer)“. Die Gesellschaft verlangt Fürsorgearbeit, betrachtet die Fürsorgearbeit von Frauen jedoch nicht als wertvolle Arbeit. Die Gesellschaft schützt junge Frauen als Eigentum, damit sie nicht von anderen Männern „weggenommen“ werden.
Aber ich Es ist ihr egal, ob sich die Frau tatsächlich sicher und geborgen fühlt: Der Name der Frau ist Mutter oder Ehefrau, ihre Hände und ihr Mutterleib sind ihre Arbeit und Produktivität, aber ihre Träume, Leidenschaften und Gefühle werden als etwas abgetan, das sie leicht aufgeben kann.
1
https://feminisminindia.com/2022/07/25/the-sexist-roots-of-naming-hysteria-how-is-language-used-to-silence-women/
Kim Jiyoung, geboren 1982
von Cho Nam-JooIn der Übersetzung von
Ki-Hyang Lee und einer Fassung von Marie Schleef
Ki-Hyang Lee und einer Fassung von Marie Schleef
STAGE/VIDEO
2023
am Schauspiel Köln
mit
Nicola Gründel
Kotti Yun
Kristin Steffen
Stimme Psychiater Nikolaus Benda
Soufflage Andrea Voss
Statesterie in Wechselnder Besetzung
next generation Nina Jaunich • Swaantje Reichstein
Oldschool Jane Dunker • Giesela Pflughaupt
Und Elsalam Yohanes • Ada Eze • ZOË Camara • Nadine Kubitza • Marilene Mostert • Leila Schwarz • Tarik Teklu • Tamara Ebner
Regie Marie Schleef
Bühnenbild & Übertitel Seongji Jang
Kostüme Ji Hyung Nam
Live-Musik Jae A Shin
Licht Jürgen Kapitein
Körpertraining Arzu Erdem-Gallinger
Dramaturgie Sibylle Dudek
Photo Tommy Hetzel